Vorteil der Farbduplexuntersuchung
Die Untersuchung mit Farbduplexsonographie ist daher unverzichtbar.
Generell ist die Ultraschalluntersuchung der Leiste in der Leistenbruchdiagnostik dem CT/MRT überlegen – der Patient kann den Druck durch Pressen in der Bauchhöhle erhöhen und der erfahrene Untersucher sieht die aus der Bauchhöhle sich ausstülpenden Weichteile. Aktuelle Studien aus den USA bestätigen dies. Die okkulte Hernie (nicht von außen sichtbare Hernie) wird durch die Ultraschalluntersuchung besser erkannt als durch CT/MRT.
CT/MRT stellen eine wichtige Ergänzung der Ultraschalluntersuchung dar, wenn weitere Erkrankungen vermutet werden – Knochenveränderungen, Entzündungen, Infektionen, Tumor.
Erst wenn die wesentlichen Fragen geklärt sind, sollte entschieden werden, ob operiert werden muss, und wie mit welcher operativen Technik operiert werden soll. Die laparoskopische Operation hilft einem Patienten mit einem schmerzhaften Leistenbruch oft nicht, da laparoskopisch zwar die Bruchlücke, nicht aber die Ursache der Beschwerden, z.B. Nerveneinklemmung (nerve entrapment), beseitigt werden kann.
Sollte ein schmerzloser Leistenbruch operiert werden? Kann man abwarten? Das kann gut gehen, muss aber nicht.
Unbestritten ist, dass ein Leistenbruch als Wahleingriff versorgt geringere Risiken als ein Notfalleingriff hat. Der Patient kann sich Ort, Zeit, und Operateur aussuchen – beim Notfalleingriff nicht.
Meist kommt es durch andauernde Belastungen und entzündliche Veränderungen im Leistenkanal durch Husten, Niesen, Heben, Sitzen und Stehen, Sport zu weiteren Veränderungen (Verklebungen, Verwachsungen) im Leistenkanal, die den operativen Aufwand und die Nachsorge beeinflussen können oder auch zu einer Verschleierung der wirklichen Veränderungen führen können.
Auf keinen Fall sollte man ein Bruchband tragen. Bruchbänder – darüber berichtete die Stiftung Warentest 2001 in „Die Angst der Männer vor dem Leistenbruch„ – sind gefährlich!
Ist die Entscheidung für einen operativen Eingriff getroffen, dann sollte dieser auch zeitnah erfolgen.
Welche Technik – offen Nahtverfahren, offen Netz, Meshplug, TAPP, TEP – sollte unter Abwägung der Patientenwünsche, Befund und Risiken entschieden werden.
Es gilt:
- nur soviel Fremdmaterial wie nötig!
- Ambulant vor stationär bei sonst gesunden Patienten!
- Rekonstruktion des Leistenkanals, wenn möglich!
Der Ausdruck „minimal invasiv“ wird oft irreführend verwendet.
Der laparoskopische Eingriff in der Bauchhöhle, bei dem große Mengen Gas in den Bauchraum eingeführt werden, hat, wie inzwischen durch Metaanalysen (Auswertung zahlreicher klinischer Studien, die Spezialisten durchgeführt wurden), bestätigt wurde, ein höheres Risiko für schwere Komplikationen (Darm- und Gefässverletzung) als die offene Leistenbruchoperation ohne Eröffnung des Bauchraumes.
Jeder Eingriff im Bauchraum hat das Risiko der Verwachsung von Darmschlingen und damit eines Darmverschluss in späteren Jahren. Dies sollte im Aufklärungsgespräch berücksichtigt werden.
- Muss man in den Bauchraum, um den Leistenbruch zu versorgen?
- Wie kann ein kosmetisch ansprechendes Ergebnis und schnelle Mobilität erreicht werden?
- Muss eine Operation im Krankenhaus in Vollnarkose erfolgen?
- Muss in jedem Fall eine Versorgung mit Netz erfolgen und warum?
- Was ist, wenn zusätzlich ein Nervenengpass-Syndrom vorliegt?
Diese Fragen sollten gestellt und beantwortet werden.